Benni
11. Oktober 2007 - 21:14 Uhr
Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion.
Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird.
Der Mensch wird auf natürlichem Wege hergestellt, doch empfindet er dies als unnatürlich und spricht nicht gern davon. Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt, ob er auch gemacht werden wolle.
Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch den Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie auch Kultur, Kunst und Wissenschaft. Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den Menschen gradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören. Sehr gern hören Menschen: Versprechungen, Schmeicheleien, Anerkennungen und Komplimente. Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich, immer drei Nummern gröber zu verfahren als man es gerade noch für möglich hält. Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die anderen auch nicht.
Um sich auf einen Menschen zu verlassen, tut man gut, sich auf ihn zu setzen; man ist wenigstens für diese Zeit sicher, daß er nicht davonläuft. Manche verlassen sich auf den Charakter.
Der Mensch zerfällt in zwei Teile:
In einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft diese am sichersten dadurch hervor, daß man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab.
Der Mensch ist ein pflanzen- und fleischfressendes Wesen; auf Nordpolfahrten frißt er hier und da auch Exemplare seiner eigenen Gattung; doch wird das durch den Faschismus wieder ausgeglichen.
Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die andern Klumpen, weil sie die anderen sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus. Jeder Mensch hat eine Leber, eine Milz, eine Lunge und eine Fahne; sämtliche vier Organe sind lebenswichtig. Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben; Menschen ohne Fahne gibt es nicht.
Schwache Fortplanzungstätigkeit facht der Mensch gerne an, und dazu hat er mancherlei Mittel: den Stierkampf, das Verbrechen, den Sport und die Gerichtspflege. Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden. Doch hat noch niemand sich selber beherrscht; weil der opponierende Sklave immer mächtiger ist als der regierungssüchtige Herr. Der Mensch ist sich selber unterlegen.
Wenn der Mensch fühlt, daß er nicht mehr hinten hoch kann, wird er fromm und weise; er verzichtet dann auf die sauren Trauben der Welt. Dieses nennt man innere Einkehr. Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, daß sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, daß sie alt sind, und Junge begreifen nie, daß sie alt werden können.
Der Mensch möcht nicht gerne sterben, weil er nicht weiß, was danach kommt. Bildet er sich ein, es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern; weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will. Ein wenig heißt hier: ewig.
Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen läßt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.
Neben den Menschen gibt es noch Sachsen und Amerikaner, aber die haben wir noch nicht gehabt und bekommen Zoologie erst in der nächsten Klasse.
von Karl Tucholsky, Erscheinungsjahr 1931
Hab den Text heute das erste mal gelesen und fand ihn ziemlich lustig, also hab ich mir gedacht post ich ihn doch mal im Forum^^
klofro
11. Oktober 2007 - 21:42 Uhr
weltklasse
wie wahr wie wahr
ein super text,lustig und auf der andren seite die bittere wahrheit
ftw. den häng ich gleich mal in unsrer klasse auf
einfach genial und eine sehr gute grundlage zum diskutieren ..obwohl er eh schon alles gesagt hat

whatnader
11. Oktober 2007 - 21:43 Uhr
solche texte bekomm ich fast wöchentlich vorgesetzt ^^
btw: KURT Tucholsky
Benni
12. Oktober 2007 - 15:10 Uhr
oh danke whatnader^^
ja ich hatte ihn auch als unterrichtsstoff gelesen und fand ihn in gegensatz zu den üblichen texten ganz cool^^
Meister Rahl
13. Oktober 2007 - 00:23 Uhr
Naja, ich hab schon bessere Menschenkritik gelesen und auch Witzigere. Hat von beidem etwas und ist deswegen gar nix.
Wenn du das richtig übertragen hast, hat er auch ne scheiß Grammatik.
MfG, Rahl

Lauri7x3
13. Oktober 2007 - 09:59 Uhr
es kann auch sein das sie die grammatik in laufe von 76 jahren verändert hat aba naja...
menschen sind schon scheiße... schaden allen viel mehr als alles andere.. obwohl es auch gute menschen gibt die ihre ergebnisse leider oft an andern menschen oda tieren auswirken (siehe medizin) im grunde wär die welt besser ohne menschn!
Dani
13. Oktober 2007 - 10:53 Uhr
Lauri7x3 sagte am 13.10.2007, 09:59:
im grunde wär die welt besser ohne menschn!
emo pls?
Qu4ck Attack
13. Oktober 2007 - 11:09 Uhr
Nein dani,
ohne menschen wäre die welt (bzw. die natur) besser drauf. Wir sind die einzige spezies auf erden, die sich nicht nur als die überlegene spezies nennt - nein, genau wir sind die einzige spezies auf erden die gleichzeitig ihren eigenen lebensraum zerstören.
Dani
13. Oktober 2007 - 11:25 Uhr
Qu4ck Attack sagte am 13.10.2007, 11:09:
Nein dani,
ohne menschen wäre die welt (bzw. die natur) besser drauf. Wir sind die einzige spezies auf erden, die sich nicht nur als die überlegene spezies nennt - nein, genau wir sind die einzige spezies auf erden die gleichzeitig ihren eigenen lebensraum zerstören.
es muss aber trotzdem einen sinn machen wieso wir so sind wie wir sind
dass menschen grundsätzlich scheiße sind, musst du mir sicher nicht erklären. aber vielleicht bereiten wir die natur auf etwas noch viel schrecklicheres vor als wir es selbst sind? man weiß es nicht.
Dieser Beitrag wurde von Dani bearbeitet: 13. Oktober 2007 - 11:25 Uhr
Wichtman
13. Oktober 2007 - 12:16 Uhr
Dani sagte am 13.10.2007, 11:25:
Qu4ck Attack sagte am 13.10.2007, 11:09:
Nein dani,
ohne menschen wäre die welt (bzw. die natur) besser drauf. Wir sind die einzige spezies auf erden, die sich nicht nur als die überlegene spezies nennt - nein, genau wir sind die einzige spezies auf erden die gleichzeitig ihren eigenen lebensraum zerstören.
es muss aber trotzdem einen sinn machen wieso wir so sind wie wir sind

dass menschen grundsätzlich scheiße sind, musst du mir sicher nicht erklären. aber vielleicht bereiten wir die natur auf etwas noch viel schrecklicheres vor als wir es selbst sind? man weiß es nicht.
alieninvasion?
netter text kenn ich auch noch und wie man so schön in irgendeiner religion sagt (kp mehr in welcher) "wir sind hier für einen höheren zweck"
cheers
Pulli
13. Oktober 2007 - 12:20 Uhr
Nö sind wir nicht...wir hatten einfach nur Glück in der Weiterentwicklung sonst wären wir heut vielleicht auch noch irgendwelche Viecher
Für höhere Zwecke = Plötsinn ^^
Benni
13. Oktober 2007 - 12:27 Uhr
Pulli sagte am 13.10.2007, 12:20:
Für höhere Zwecke = Plötsinn ^^
Vor allem du Pulli, so ein weiser Mensch, wie du musst du das ja wissen.
Mit deinen 20 Jahren Existenz hast du auch so viele Erfahrungen gesammelt und deeeen Plan vom Leben^^
Pulli
13. Oktober 2007 - 12:32 Uhr
Du weißt wie ich das meine, auf den andren Satz geh ich mal besser nicht näher ein...
...btw: 21 Jahre! lol
Für welchen höheren Zweck sollten wir hier sein? Um einen Planeten zu Grunde zu richten? Ja...da sind wir ein ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten vielleicht sogar erfolgreich...wer weis... ICH mit meinem Plan vom Leben kann darüber leider nicht soviel sagen - ich kann nur nach dem Urteilen was wir Menschen bis JETZT geleistet haben für die Erde.
Benni
13. Oktober 2007 - 12:36 Uhr
Wenn man es nicht weiß kann man nicht behaupten das wir nicht für einen höheren Zweck hier sind ;-)
Pulli
13. Oktober 2007 - 12:39 Uhr
Gut, dass das endlich Ruhe findet...niemand kann sowas wissen - aber ich halte es für SEHR unwahrscheinlich.
Hoffe du bist nun zufrieden mit meiner Richtigstellung. Dass ich das nicht wissen kann ist klar, das kann niemand...aber das was wir bis jetzt angerichtet haben auf der Erde lässt mich doch schon sehr daran zweifeln dass wir für irgendwelche höheren Zwecke hier sind.
Basta, erledigt für mich, ich tu weiter Frühstücken ^^